Im Jahr 2012 bin ich das erste Mal am Malberg gestartet, im Wiedtal, etwa 45 km von Bonn entfernt. Dieser Lauf, bei dem auf einer Strecke von 6 km 370 Höhenmeter im Aufstieg bezwungen werden wollen war bereits zwei Mal Austragungsort für die westdeutschen Berglaufmeisterschaften.
Letztes Jahr war es auch, als ich nach 26 Minuten oben auf der Skihütte im Ziel ankam und bis dahin nicht wusste, dass mein Brustkorb eine derart große Bewegungsamplitude schafft. Es gibt harte Wettkämpfe und lange Strecken, aber der Malberglauf mit „nur“ 6 Kilometern gehört eindeutig zu den härtesten, wenn auch kurzen Läufen, die ich kenne.

Heute war es wieder so weit und zugleich passt dieser Lauf eigentlich so gar nicht in unsere Vorbereitung zur Transalpine Alpenüberquerung, die in drei Wochen starten wird. Leider konnte mein Freund und Alpenpartner Daniel, krankheitsbedingt, seinen Titel nicht verteidigen, jedoch war das Starterfeld gewohnt reichlich vertreten – sogar mit Teilnehmerrekord. 400 Teilnehmer starteten bei diesem Event.
Dass wir bereits am Sonntag die Strecke im Training abgelaufen sind, um uns nochmal zu mahnen, diesen Lauf nicht direkt am ersten Berg gewinnen zu wollen, war eine gute Entscheidung, denn wie bei jedem Lauf hetzt die siegeshungrige Läufermeute immer mit vollem Tempo los, egal ob Stadtlauf oder Berglauf.
Vom Start weg gab es eine Vierergruppe und wir liefen etwas verhalten in die erste Steigung hinein. Oben angekommen nahmen wir gruppendynamisch an Geschwindigkeit zu und schon waren wir nur noch zu dritt. Daniel gab mir im Vorfeld noch seine Weisheiten die Ihn bereits drei Mal auf das Siegerpodest gebracht hatten. „René, an den kurzen harten Steigungen muss Du das Tempo verschärfen, so dass Dir gerade so viel schwarz vor Augen wird, dass Du noch gucken kannst, danach direkt etwas zurück nehmen – das demoralisiert den Gegner, der in diesem Moment nur Deine unglaubliche Tempoverschärfung mitbekommt“. Diese Taktik kann einen sicherlich auch unmittelbar ins „Aus“ schießen.
Trotzdem, wollte ich es probieren und da ich Seite an Seite mit ebenfalls meinem Freund Torsten lief und wir uns keinen Meter schenkten, sah ich hier meine Chance, mich auf der kurzen bergab Passage von Ihm zu lösen und mit Schwung in den nächsten Berg zu kommen. Es gelang mir tatsächlich auch und kurze Zeit führte ich das gesamte Feld an „fühlt sich gut an„, jedoch überholte mich dann plötzlich mit brachialer Schrittlänge der spätere Erstplatzierte.

Auf der folgenden 1,5 km langen Steigung verlor ich dann ca. 700 Meter vor dem Ziel die zweite Platzierung. Und ich hatte rein gar nichts mehr entgegen zusetzen. Unglaubliches Gefühl, nach gerade einmal 5 Km so entkräftet zu sein. Die letzten Meter zur Skihütten sind dann nochmal richtig steil und verlangen alles ab – aber vor allem dem Kopf, der schon gerne früher aus dem Geschehen ausgestiegen wäre.
Im letzten Anstieg zur Skihütte haben sich die Alphornbläser platziert, die ich allerdings in dem Moment mit meinem extrem eingeschränkten Sichtfeld (auch Tunnelblick genannt) nicht mehr mitbekommen habe. Es folgte: Zieleinlauf – Wiese – hinlegen – Atmen – Zufrieden!

Gesamtplatz 3 in 25:04 Minuten, Altersklassen Sieg – Verbesserung zum Vorjahr um 1:13 Minute.
Wie letztes Jahr gab es bei der Siegerehrung wieder eine original Malberg-Kuhglocke – anschließend war Grillen und zünftiges Beisammensitzen vor der Skihütte angesagt.
Artikel im Runnersworld: http://www.runnersworld.de/laufevents/malberglauf-2013-die-fotos.294078.htm#4
Ergebnisse gibt es unter: http://malberglauf.de/Ergebnisse/ergebnisse.html