Berg besiegt, Asche im Schuh

Jetzt sitzen wir hier in dem schönen Holzhotel ‚Antuquelen‘ und vermeiden unnötiges Aufstehen, denn unsere Oberschenkel haben heute das Sagen.
Die Berge haben wir genommen und besiegt!
Obwohl uns leider die geplante atemberaubende Aussicht der Anden am Wettkampftag verborgen blieb, denn der 40km entfernte Chilenische Vulkan hatte gestern erneut einen Ausbruch, so dass wir komplett auf Vulkanasche und im Aschenebel liefen.

Während eine halbe Stunde vor Startschuss noch ruhige, bedächtige Musik kaum Wettkampffeeling aufkommen ließ, kochte die Stimmung 10min vor Startschuss über und die ganze Stadt war in Partystimmung. Alle Läufer hüpften um uns herum.

Angeheizt durch die tobende Menge stürmten die Argentinier wie die Torreros los, um zwei km später einen tosenden Bach zu durchqueren, um direkt danach mit nassen Füßen den ersten Berg ‚Belvedere‘ in Angriff zu nehmen.

Die wilden Argentinier preschen los – inkl. zwei Alemanes

Während Gisa sich tapfer schlug und Berg hoch sogar im Mix aus laufen und gehen überholte, konnte ich noch bis auf wenige Stellen am ersten Berg durchlaufen und meine Position halten.

Bis es abwärts ging. Steile enge ungewohnte Trails fordertern nicht nur unsere Oberschenkel, sondern höchste Konzentration. Ich fühlte mich schon schnell, aber die wilden Sudamerikaner rannten hinab, als gäbe es keinen Morgen. Es ist schon ein Unterschied, im Siebengebirge zu trainieren oder auf einem 7000er in Mendoza.
Das angekündigte flache Talstück entpuppte sich als sehr hügelige Trailstrecke – von Erholung keine Spur.

Während Gisa Ihre 16km mit 1200 Höhenmetern in sehr guten 2:20h vollbrachte und sich damit im Mittelfeld platzierte und anschließend eine Wahnsinns Eismassage genoss, versuchte ich den nächsten Berg ‚Cerro Bayo‘ heil zu überstehen.

Zwischendurch hieß es, Schluchten via Baumstamm zu überqueren und zur Abwechslung mal wieder die Füße in einem Bach zu kühlen, der natürlich durchquert werden wollte.
Bei km 31 ging es dann auf 2km Strecke 500 Meter hoch zum Gipfel.
Hier war kein Laufen mehr möglich und so redete ich immer gut auf meine Oberschenkel ein, dass es doch gleich nur noch runter ginge.

Mittlerweile waren meine Schuhe randhoch gefüllt mit Asche, dass ich gefühlte 2cm größer war – meine Socken haben es nicht überlebt und sich derweil komplett aufgelöst.
Auf dem Gipfel angekommen waren nun noch die letzten 9km zu nehmen – Bergab und per Trail. Ständiges Bremsen war die schwierigste Hürde, denn die Oberschenkel waren mittlerweile sowas von platt.
Auf den letzten Metern durch die Stadt, habe ich den Jubel der Menschen genossen und anscheinend noch eine gute Figur gemacht, denn eine alte Frau (ohne Zähne) rief mir zu ‚chico bonito‘ – schöner Junge – was wollte ich mehr, auch wenn ich mich grad nicht so fühlte.
Ich lief als Platz 49 in 4:57:42 h durchs Ziel und war froh, mir die Medaille erkämpft zu haben. Die Saisonpause habe ich mir jetzt sicherlich verdient und die nächsten Berichte werden ausschließlich von unseren Urlaub handeln.
Resümee: Hart, wiederholungswürdig,aber mit Verlust unserer kompletten Strümpfe.

Resultados gibt es hier:  http://www.k42trailrun.com/index2.php

Die anschließende Belohnung folgte beim Abendessen: 400gr Argentinisches RinderSteak mit riesem Salat.

Welche Folgen selbst kleinere ‚Ereignisse‘ auf eine Stadt nach sich ziehen und mit welcher Energie die Menschen trotzdem weiter machen, haben wir bei diesem Lauf miterleben können. Denn durch die schweren Folgen des Vulkanausbruchs vor 5 Monaten wurde die Stadt sehr geschädigt. Umso wichtiger schien dieses Event zu sein – um den Kampf gegen die Vulkanfolgen und neuen Mutes in die Zukunft zu blicken.

Morgen geht unsere Reise weiter –  ins 1500km entfernte, südliche El Calafate – Patagonien!

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