Luxembourg Ironman 70.3 – ein Hoch auf mentales Training

Vor lauter Training kam ich gar nicht dazu, von den deutschen Duathlon Meisterschaften im April zu berichten, schon stand das nächste Rennen auf dem Plan.

Nachdem es mich letztes Jahr eine Woche vor dem Ironman 70.3 Luxembourg mit Corona erwischt hat, habe ich den Start auf 2023 verschieben können. An Luxembourg habe ich sehr gute Erinnerungen. Bis 2006 gab es dort noch einen ziemlich harten Mosel Duathlon mit Langstrecke – leider gibt es das Rennen schon lange nicht mehr.

Ich war zwar gut vorbereitet, allerdings nicht so fokussiert und zielgerichtet, wie üblich, was an meinem Trainingsumfang nichts geändert hatte, aber an meiner Haltung. Ich war vielleicht etwas zu entspannt.

In meiner routinemäßigen Wartung an meinem Zeitfahrrad „Bumblebee“ habe ich festgestellt, dass die Carbongabel am Schaft einen kritischen Schaden hat, der ersetzt werden musste. Nun fahre ich mein Isaac Joule Aerotic Aerorad im 13. Jahr – und auch wenn alle anderen meiner Räder neuste Technik haben, Scheibenbremsen, elektronische Schaltung, ist Bumblebee (das Rad hat einen Namen!) immer noch aerodynamisch ganz weit vorne. Die Firma Isaac wurde mehrfach verkauft und ich hatte Glück innerhalb von zwei Tagen eine nagelneue Ersatzgabel aus den Niederlanden zu bekommen. Schnell eingebaut und wieder ruhig geschlafen.

Back to race, wir hatten etwas entfernt bei Freunden die wohl beste Unterkunft „ever“. Zwar sind wir erst am Samstag angereist und das ganze Check-In Prozedere bei über 30 Grad hat einiges an Körnern gekostet, aber ich wollte nicht zwei Tage vorher dort sein.

Das Rennen hatte die Distanz: 1,9 KM schwimmen, 90 KM-Rad und einen Halbmarathon zum Abschluss. Der Start um 9 Uhr am Wettkampftag war wirklich human und mit dem neuen südafrikanischen Neoprenanzug – von meinem Sponsor Blusmooth (KLICK HIER) war der Schwimmpart definitiv leichter. Den Gründer vom Wetsuit Hersteller Blusmooth hatte ich dieses Jahr in Südafrika kennen gelernt. Der Südafrikaner Kevin Richards, ein grandioser und netter Typ, war ehemaliger Nationalschwimmer und Profi-Triathlet und hat dann seine eigene Wetsuit Marke gegründet, die sich zum Ziel setzt, schnelle Profianzüge weit unter den Preisen des Wettbewerbs anbieten zu können. Wir sind ein paar Mal zusammen geschwommen und Kevin hat mir dann einfach das Top Modell zugeschickt. Ich bin echt begeistert und es stecken einige Neuheiten in diesem Anzug. Wer einen braucht, schaut mal auf die Seite und wird sich wundern, wie günstig die Preise im Vergleich sind. Ich habe diesen hier.

Also zurück zum Rennen, mit wenig Schwimmkilometern aber dem Ultra schnellen Neoprenanzug bin ich in einer für mich echt guten Zeit aus dem Wasser gekommen. Das Schwimmen in der Mosel ist richtig schön. Die Stimmung war schon vor dem Startschuss auf dem Höhepunkt, der DJ hat uns richtig eingeheizt.

Aus dem Wasser raus und ab aufs Rad, 90 Kilometer zuerst an der Mosel Region Remich, die ersten Kilometer waren flach und schnell, bevor es in Weinberge führte. Die Radstrecke war taff und es wurde jetzt richtig heiß. Wobei ich Hitze kann. Irgendwie habe ich mir meine beiden Gesäßmuskeln gleichmäßig zugefahren. In T2 vom Rad abgesprungen in die Laufschuhe auf den Laufstrecke ging die ersten fünf Kilometer gar nichts. Muskeln waren sowas von dicht und keine Spur von Laufrythmus. Dabei ist das meine Disziplin. So eierte ich (und das sah wirklich so aus!) mit 4:40er pace herum und mein Kopf kam schon auf komische Gedanken. Nämlich aus dem Rennen zu gehen, also aussteigen.

Waaas? Da erzähle ich in meinen Workshops bei Unternehmen, was Agilität und Mentale Stärke eines Sportlers im Beruf für nachweisbare Vorteile haben und dann will mein Kopf mich aus dem Rennen nehmen.(?)

Aber Du kennst das vielleicht, hast Dir ein Ziel gesetzt, ein Tempo vorgenommen, welches aus irgendeinem Grund grad unmöglich ist und schon will Dein Kopf den einfacheren Weg gehen. Dafür gibt es mindestens eine wissenschaftliche Erklärung:

In der Hirnforschung spricht man davon, dass unser Gehirn einen inkohärenten Zustand (also wenn Körper und Kopf nicht harmonieren, unterschiedliches wollen, es fühlt sich nicht passend an) in einen kohärenten Zustand (Kopf & Körper schwingen in gleicher Frequenz) bringen will und zwar schnellstens. Denn dieser inkohärente (nicht passende) Zustand kostet ein Vielfaches der Energie. Unser Körper ist bei allem, was wir tun auf Energiesparen ausgelegt. Um eine Vorstellung zu bekommen, 20% Energie verbraucht unser Gehirn im Ruhezustand, in Stresssituationen steigt der Energieverbrauch bis auf 90% der Energie

Lassen wir uns das mal auf der Zunge zergehen – Energieverbrauch 90% (!!!) Gerade als Ausdauersportler wollen wir eins nicht, Energie verschwenden, denn was wir nicht mehr haben, können wir in dem Moment auch nicht nutzen.

Da passt das Zitat vom Tennisspieler Boris Becker gut: „Gewonnen und verloren wird zwischen den Ohren“

Zwar können wir mit unserem Körper eine Energieschuld eingehen, also unsere Reserven anzapfen, anders wäre es auch nicht zu erklären, wie ich bei einem Ironman 9.000 Kcal verbrauchen kann, ohne die Menge zu mir nehmen zu können. Allerdings sollten wir dieses „über 100% gehen“ auf die für uns wirklich wichtigen Ereignisse beschränken, bei denen es uns dann auch Wert ist, ein paar Tage oder Wochen regenerieren und wieder herstellen zu können.

Das war ein Auszug meiner Arbeit im agilen Projektmanagement / mit Bezug auf Leistungssport. Denn wir funktionieren im Beruf genauso wie im Leistungssport – Kopf & Körper. Übrigens auch die Kurve zu unserem emotionalen Profil „bei bester/schlechtester Leistung“, verhält sich im Sport und Beruf gleichermaßen.

BÄM, damit haben wir mindestens eine nachweisbare Parallele zwischen Leistungssport und Beruf.

Back to race, jedenfalls war eines klar: Weitermachen und nicht auf meinen Kopf hören! So beschloss ich, mir am nächsten Verpflegungspunkt bei etwa KM 6, ausreichend Zeit zu nehmen, um mich herunterzukühlen, mit Wasser, Eiswürfeln und was ich sonst alles bekam. Und Zack, das hat sofort gewirkt, ich lief weiter und kam immer näher an meinen gewohnten Rhythmus heran, zwar nicht in mein normales Tempo, aber es wurde besser. Mein Körper brauchte wohl einfach etwas mehr Kühlung und Nahrung, als mir bewusst war.

So lief ich dann die restlichen 15 Kilometer „ganz in Ordnung“, ich hatte trotzdem ordentlich Zeit verloren und hatte für den abschließenden Halbmarathon dann 1:40 Stunden gebraucht, gut 16 Minuten langsamer als für das Rennen geplant.

Anstatt dem geplanten Altersklassensieg kam ich mit dem 10. Platz rein – sieht also fast aus wie eine 1, wenn man sich die Null weg denkt:-)

Mit 4:55:23 Stunden war damit die Mitteldistanz geschafft, 30 Minuten langsamer als in Hefei, China bei der 70.3.

Ich bin trotzdem happy, und zwar für meine mentale Stärke, die ich schon seit vielen Jahren trainiere und die mir 2014 meine Hawaii Qualifikation ermöglicht hat.

Wieder einmal wird mir jetzt bewusst, dass es eben nicht selbstverständlich ist, solche Rennen machen zu dürfen. Denn aktuelle gibt es leider grad einige Athleten und Freunde, die krass viel trainiert haben und kurz vor ihrem Saison Rennen mit einer Verletzung umgehen müssen. Da wird mir wieder bewusst: Gesund am Start stehen und das gesamte Training im Vorfeld verkraftet zu haben, ist bereits der erste Erfolg!

Ende!

Mein Prio A Triathlon Rennen kommt noch – im August im Allgäu!

See u there!

2 Gedanken zu “Luxembourg Ironman 70.3 – ein Hoch auf mentales Training

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